Die 'Venus von Willendorf' ist eine elf Zentimeter kleine Kalksteinfigur aus der Steinzeit, ein Zufallsfund, der Anfang des 20. Jahrhunderts bei Bauarbeiten in der Wachau ausgebuddelt wurde. Rubens hätte an den weiblichen Rundungen der Dame en miniature seine helle Freude gehabt, und auch Jeff Koons ließ sich von ihr inspirieren. Für die berühmte Champagnermarke Dom Pérignon konzipierte der US-amerikanische Künstler jetzt seine 'Balloon Venus', eine moderne Liebesgöttin, deren üppige, metallisch glänzende Formen die Flaschenverpackung zweier Jahrgangschampagner zieren.
Sex sells - auch in Sachen Champagner
Da wäre zum einen der Dom Pérignon Vintage 2004, ein sehr intensiver, eleganter Champagner. Und zum anderen der Dom Pérignon Rosé Vintage 2003, der als spritzig, unwiderstehlich und extravagant beschrieben wird. Die Balloon Venus zeichnet sich in der jeweiligen Farbe der Cuvée auf dunklem Hintergrund ab, also einmal in Gelb und einmal in Rosa. Und weil alles nichts ist ohne die Signatur des Künstlers, hat diese in Form von zwei schwungvollen Linien natürlich auch einen Platz auf der Geschenkbox gefunden. Auf den Flaschen prangt ein metallisches Wappen, das farblich zur jeweiligen Box passt.
Und wieso eine Liebesgöttin als Kaufanreiz? Das liegt wohl auf der Hand, denn die Redewendung 'Sex sells' gilt sowohl für Champagner als auch für den Kunstbetrieb. Das weiß natürlich auch jemand wie Jeff Koons, der in den 1990er Jahren sein Eheleben mit der italienischen Pornodarstellerin und Skandalpolitikerin Cicciolina (zu Deutsch: Schnuckelchen) zur Kunst erhob und auf großformatigen Bildern den regen Austausch von Zärtlichkeiten darstellte. 'Made in Heaven' nannte sich das Ganze - eine Gratwanderung zwischen Kunst und Kitsch. Aus der Ehe hervorgegangen ist ein Sohn, den Koons stets als sein größtes Kunstwerk bezeichnet.