Die Wortkreation Craft Beer bedeutet übersetzt so viel wie 'Handwerks-Bier' oder 'handwerklich gebrautes Bier'. Genau so ist es auch zu verstehen: Handwerkskunst tritt gegen industriell gefertigtes Bier an. Dass es gar nicht so schwer ist, Bier selbst herzustellen, darüber wurde hier bereits berichtet. Die Zahl der Brauereien hierzulande erhöht sich stetig, doch woher kommt eigentlich der Trend zu individuellerem Bier?
Die Frage ist leicht zu beantworten: Der Trend kommt aus den USA, was nicht heißt, dass Craft Beer dort erfunden wurde. Vor ungefähr 30 Jahren haben sich amerikanische Studenten zusammengesetzt und angefangen, ihr eigenes Bier zu brauen. Der Grund war schlichtweg, dass sie mit dem Angebot nicht zufrieden waren. Da es in den USA kein Reinheitsgebot gibt, waren den Experimenten keine Grenzen gesetzt. Folgende Zahlen veranschaulichen den Boom des Craft Beers: Aus anfangs 50 amerikanischen Brauereien wurden bis heute 1800. Gleiches lässt sich auch in europäischen Ländern wie Dänemark beobachten, wo innerhalb von neun Jahren die Zahl der Brauereien von 19 auf 120 anstieg. Und nach Skandinavien, den Beneluxländern - allen voran Belgien - und Italien ist der Trend nun auch bei uns angekommen.
Handwerklich produziertes Bier vs industriell gefertigtes Bier
Da der Schwerpunkt auf das Handwerk des Bierbrauens gelegt wird, wundert es nicht, dass ein Craft-Beer-Brauer leidenschaftlich ans Werk geht. Zunächst hat er eine Vision, wie das Bier schmecken soll. Dann wird so lange experimentiert, bis der Brauer seine Geschmackskreation gefunden hat. Das so entstandene Bier ist somit vor allem das Produkt des Brauers, hinter dem er 100%ig steht. Und das ist das Besondere an Craft Beer. Während industriell gefertigtes Bier versucht, möglichst viele Konsumenten anzusprechen, versucht handwerklich gefertigtes Bier ein individuelles Aroma zu bieten.
Vor allem für kleine Gastronomiebetriebe bedeutet Craft Beer eine gute Möglichkeit, ihr Bierangebot individueller zu gestalten. Ein zusätzliches Alleinstellungsmerkmal hilft auch in puncto Kundenbindung und -gewinnung. Und diese Entwicklung wäre ein positives Zeichen gegen den seit 1993 rückläufigen Bierabsatz. Neben kleinen Gastronomiebetrieben wird Craft Beer vor allem über das Internet in Online-Shops wie www.bier-deluxe.de vertrieben. Hier können sich Interessierte einen Überblick über das internationale Angebot an Craft Beer verschaffen. In Deutschland ist Craft Beer noch stark regional verwurzelt. Doch es gibt auch erste Bemühungen großer Konzerne wie zum Beispiel der Brau-Manufacturen GmbH, einer 100%ige Tochter der Radeberger Gruppe. Auch etablierte Brauereien wie Maisel oder Bitburger haben Craft Beer ins Angebot aufgenommen. Es ist spannend, diese Entwicklung weiter zu verfolgen und zu sehen, ob dieser Trend die Kraft besitzt, dem Rückgang des Bierabsatzes entgegenzuwirken.